Dem inneren Kritiker alle Argumente nehmen
Aufgrund diverser psychologischer Schwierigkeiten (die höchstwahrscheinlich in erster Linie zur Umschulung geführt haben), geht bei mir die Rückschulung nur langsam voran.
Nach mittlerweile 26 Monaten habe ich mich daran gewöhnt und habe sogar Frieden damit geschlossen, dass jeder sein eigenes Tempo hat. Ich konzentriere mich für den Anfang aufs Schreiben und übe das regelmäßig.
Zwischendurch kann ich aber nicht widerstehen, meine Zeichenkünste auszuprobieren.
Mit dem Zeichnen war es von Anfang an die größte Katastrophe überhaupt und mein Gehirn hat nicht eingesehen, warum es denn jetzt die andere Seite & Hand benutzen sollte, wo ich doch mit so viel Mühe gelernt habe, einen geraden Strich zu ziehen.
Dementsprechend blockiert war/ist meine Kreativität und ich habe nur selten Lust zum Zeichnen, obwohl etwas anderes in mir sich sehr danach sehnt.
Aus gegebenem Anlass habe ich jetzt begonnen, einen Geschenkgutschein selber zu basteln. Das heißt, ich muss nicht nachdenken, was ich malen möchte, sondern nur Buchstaben aufschreiben, verzieren und mit Farbe versehen. Ein Kinderspiel, möchte man meinen. (Und für Kinder wäre es wirklich mit Spiel und Spaß verbunden.) Aber schon meldet sich mein innerer Kritiker wieder heftig zu Wort. Ich brauche nur mal eine schiefe Linie zu malen oder mit etwas anderem unzufrieden zu sein, schon schlägt er zu, bammbammbamm.
Diese mich beschimpfende innere Stimme ist es, die mir den Spaß am Zeichnen nimmt und sie ist es auch, die mir von der Seite zuflüstert, warum ich denn nicht die andere Hand nehme? „Ach komm schon... die kann es doch... warum machst du es dir so kompliziert?“
Dieser Zustand trat auf, als ich schreiben gelernt habe (und mischt sich dabei manchmal noch ein) und jedes Mal, wenn ich zeichnen will.
Was ich möchte, danach fragt sie gar nicht erst.
Doch jetzt habe ich einen Trick gefunden, wie man sie zum Schweigen bringt. Mehr aus Zufall, wirklich. Ich hatte mir vor einiger Zeit eine Hautaufschürfung am rechten Arm zugezogen. Wundsalbe darauf, mit Bandage umwickelt, fertig. Die Hand ist davon nicht betroffen. Und doch... als die Stimme mich heute wieder dazu aufgefordert hat, die rechte Hand zu benutzen, deutete ich zu meinem Arm. „Siehst du denn nicht, dass das nicht geht?“
Und sie blieb still!
Vielleicht sollte ich demnächst jedes Mal, wenn ich Zeichnen oder Schreiben will, meine rechte Hand verbinden. Nur zur Sicherheit. (-: